Hannover Hannover führt Kastrationspflicht für Katzen ein

Die Stadt Hannover bereitet eine Verordnung zur
Kastrationspflicht für Katzen vor. Quelle: dpa
Um eine unkontrollierte Vermehrung von Katzen zu verhindern, will die Stadt Hannover noch in diesem Jahr eine neue Verordnung zur Kastrationspflicht einführen. Zudem sollen Katzenhalter die Tiere mit einem elektronischen Chip kennzeichnen lassen.
Die Stadt Hannover bereitet eine Verordnung zur Kastrationspflicht für Katzen vor.
Hannover. Katzenhalter in Hannover müssen frei laufende Tiere künftig registrieren und kastrieren lassen. Wie das Rathaus in einer Erklärung mitteilte, bereitet die Stadt Hannover derzeit eine Verordnung zur Kastration, Kennzeichnung und Registrierung sogenannter Freigänger vor. Der Grund: Man will der unkontrollierten Vermehrung der Tiere entgegenwirken.
Tierschutzverbände forderten seit Langem eine solche gesetzliche Pflicht für private Halter, ihre frei laufenden Katzen kastrieren zu lassen, hieß es gestern. Die Stadt sehe in der neuen Kastrationspflicht einen wichtigen Schritt für einen verbesserten Tierschutz für Katzen. Frei laufende Tiere würden stärker vor Verwahrlosung, Hunger und Krankheiten geschützt. Tierheime würden damit zudem entlastet. Die Verordnung soll nach Angaben der Stadt noch in diesem Jahr in die entsprechenden Ausschüsse des Rates eingebracht und dann auch umgesetzt werden.
„Südländische Verhältnisse“
Erst am Montag hatte der Katzenhilfeverein Hannover in einem HAZ-Bericht wegen eines „massiven Katzenproblems“ in der Landeshauptstadt Alarm geschlagen. 21 000 wilde Tiere leben derzeit allein im Stadtgebiet, niedersachsenweit sind es 200 000 Tiere. „Was Straßenkatzen angeht, haben wir hier mittlerweile südländische Verhältnisse“, sagte die Sprecherin des hannoverschen Katzenhilfevereins, Frauke Ruhmann, gegenüber der HAZ.
Zweimal im Jahr bekämen die Katzen Junge – meistens etwa im Mai und August. Die Tiere vermehrten sich dann munter weiter – auch mit unkastrierten Freigängern aus den hannoverschen Wohnungen. Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins kümmern sich um die verwilderten Tiere und kommen in diesem Jahr aufgrund der explodierenden Zahl der verwahrlosten Tiere mit der Arbeit kaum noch nach.
Kastration, elektronische Chips und Haustierregister
Die neue Verordnung sieht nun vor, dass Halter Katzen, die unkontrollierten Freigang haben, von einem Tierarzt kastrieren und etwa mit einem elektronischen Chip kennzeichnen lassen müssen. Auch Menschen, die frei lebenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellen, müssen sich um die Kastration der Tiere kümmern. Die Katzen müssen überdies in einem Haustierregister angemeldet werden. Ausnahmen gelten für Katzen, die jünger als fünf Monate sind, und im Einzelfall auch für Zuchtkatzen.
Seit März 2017 besteht in Niedersachsen laut Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Möglichkeit für Gemeinden, aus Gründen des Tierschutzes die Kastration von Katzen vorzuschreiben. Kommunen können eigene Verordnungen erlassen, bisher sei das nur aus Gründen der Gefahrenabwehr möglich gewesen. Anfang des Jahres hatte es erstmals eine Kastrationsaktion gegeben, das Land Niedersachsen hatte 200 000 Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt. Innerhalb von zwei Wochen war das Geld aufgebraucht und 2600 wilde Katzen waren kastriert und gechipt worden.
Von Jutta Rinas